Das launische Herbstwetter der letzten Tage zeigte sich für einmal von einer freundlicheren Seite und so konnte die 60. Cordulafeier der Spanischbrödlizunft nach der überdachten Variante vom letzten Jahr wieder wie gewohnt auf dem Cordulaplatz abgehalten werden.
Nach dem Empfang der Ehrengäste im Stadthaus und dem Apéro davor, traf der Cordula-Umzug pünktlich und trockenen Fusses auf dem Platz ein. Die Zunftmusik Harmonie Rohrdorf begleitete die Feier wie jedes Jahr mit ihrer schönen Marschmusik.Die Zunftmusik Harmonie Rohrdorf begleitete die Feier wie jedes Jahr mit ihrer schönen Marschmusik. Brödlimeister Niklaus Merker begrüsste das zahlreich aufmarschierte Volk auf dem Cordulaplatz. Am Restaurant Paradies wehte zum ersten Mal die neue Zunftfahne, die Jürg Schoop gestiftet hatte. Wie gewohnt verlas der Herold anschliessend den Schlachtbrief von 1444, um an die heldenhafte Verteidigung Badens gegen die Zürcher zu erinnern. Es folgte der erste Höhepunkt der Feier: Torwächter Silberysen und Frau Klingelfuss hielten ihren heiteren Schwatz darüber, was in der Stadt gerade für Gesprächsstoff sorgt.
Dann kam der von allen ersehnte Moment, die Enthüllung der Cordula. Die Kutsche fuhr auf den Platz und ihr entstieg, gut abgeschirmt vor neugierigen Blicken, eine junge Dame. Bei der Entschleierung wurde bekannt:
Die neue Cordula heisst Simone C. Näf.
Der Herold durfte sogleich ein paar Details aus ihrem Leben verkünden. So ist die neue Cordula 27 Jahre alt, arbeitet seit über zehn Jahren in Baden bei der Mobiliar Versicherung und wohnt in Fislisbach im Canton Baden. Sie hat zwei Schwestern und treibt gerne Sport: Turnen, Golf und Padel sind ihre Leidenschaft. Die strahlende Simone darf nun ein ganzes Jahr lang als Cordula amtieren und freut sich schon auf sämtliche Zunftanlässe.
Schlag auf Schlag ging es mit Highlights weiter: Die Ehrung der Ehrengäste stand an. Dieses Jahr waren es sechs Frauen und ein Mann, die Stadt und Bevölkerung besondere Dienste geleistet haben und daher zu Recht geehrt wurden. Es waren dies:
- Lisa Lehner, langjährige Schulleiterin der Primarschule Meierhof. Sie hat die Entwicklung der Volksschule auf allen Ebenen (lokal, kantonal, national) mitgeprägt.
- Doris Moll-Patzen, Leiterin der Spielgruppe "Kinderwerkstatt" auf der Allmend. Sie setzt sich mit viel Herzblut für das Wohl der Kinder ein, inkl. Waldspielgruppe für die Kleineren und "Waldfüchse" für die Grösseren.
- Cornelia Haller, die während Jahrzehnten insbesondere die Jugendseelsorge der katholischen Kirchgemeinde mitgestaltet und die Pfarrei im Kappelerhof mitgeprägt hat. Auch nach der Pensionierung setzt sie sich aktiv für die Kirchgemeinde ein.
- Lara Albanesi, Verwaltungsdirektorin vom Kurtheater Baden. Sie spielte eine zentrale Rolle für den erfolgreichen Umbau des Kurtheaters Baden, indem sie mit ihrer gewinnenden Art viele Sponsoren und Gönner vom Projekt überzeugen konnte. Sie setzt sich zudem auch ausserhalb des Theaters im Vorstand des Vereins "Kulturaktiv" für die Badener Kulturszene ein und betreibt als Verwaltungsratspräsidentin der Limmatstadt AG Standortförderung für Baden.
- Adrian Schmitter, CEO des Kantonsspitals Baden. Er war federführend beim Neubau des Kantonsspital "Agnes" und hat während seiner bisherigen Dienstzeit auch sonst enorm viel für das KSB geleistet. So modernisierte er den Gesundheitscampus mit Kooperationen über die Kantonsgrenzen hinaus und entwickelte das KSB zu einem attraktiven Arbeitgeber. Bekannt wurde an der Cordulafeier vor dem versammelten Volk zudem, dass Adrian Schmitter sein Amt als CEO nach der Eröffnung des neuen Kantonspitals "Agnes" abgeben werde. Sogar die anwesenden Journalisten waren überrascht ob dieser Neuigkeit.
- Gertraut Müllauer, setzt sich im Alterszentrum Kehl, dem Verein senio Region Baden und bei Tavolata Sikinga mit viel Engagement für alte Menschen ein. Sie organisiert Kinoausflüge, liest den Betagten im Altersheim vor und unterstützt bei Besuchen. Im Kehl bietet sie zudem Deutschkurse für das fremdsprachige Personal an und leistet damit einen grossen Beitrag zur besseren Verständigung.
- Carol Nater-Cartier, ehemalige Direktorin des Historischen Museums Baden. Unter ihrer zehnjährigen Leitung haben sich dank zahlreichen Ausstellungen für ein breites Publikum die Besucherzahlen verdoppelt. Sie hat also im "Melonenschnitz" Grossartiges geleistet. Auch nach ihrem Abgang bleibt sie der Geschichte Badens und des Aargaus verbunden, engagiert sie sich doch beim Netzwerk IndustrieWelt Aargau und im Vorstand des Vereins IndustrieWelt Baden.
Gerne hätten sich alle Besucher schon an die Bar begeben, doch bis zur traditionellen Verteilung von Brot und Wein mussten sie sich noch einen Moment gedulden. Denn der Brödlimeister nahm die Cordulafeier zum Anlass, die Fahnenübergabe vom alten Zunftfähnrich Roli Wunderli zum neuen Fähnrich Silvan Suter vor grosser Kulisse zu inszenieren. Unter Applaus wurde das ehrenwerte Amt samt Fahne übergeben. Danach durfte endlich zu Brot und Wein übergegangen werden. Cordula und Ehrengäste nahmen zahllose Gratulationen und Umarmungen entgegen. Das Volk feierte fröhlich und genoss die festliche Stimmung im Herzen der Altstadt.
Nach vielen heiteren Gesprächen und etlichen Schlucken Wein versammelte sich in der Weiten Gasse hinter dem neuen Fähnrich ein Tross von Ehrengästen mit Anhang, der Cordula und einigen Brödliräten, die dann ins neue Zunftlokal Rampe aufbrachen um dort das Cordula-Dinner zu geniessen. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten fand dieses in der Rampe statt. Da diese zu nahe am Cordulaplatz ist, um einen Bustransport zu rechtfertigen, kam es so zu quasi zu einem zweiten Cordula-Umzug, da die Gäste zu Fuss zum Dinner gingen.
Die Rampen-Crew hiess die geladenen Gäste herzlich Willkommen und bewirtete diese hervorragend. Das heimelige Ambiente des Lokals, das Gastro-Konzept mit Tapas und die freundliche Crew bewiesen sich gleich am ersten offiziellen Zunftanlass seit dem Wechsel für alle Gäste. Es wurde somit ein sehr vergnüglicher und gemütlicher Abend im neuen Zunftlokal, der bis spät in die Nacht andauerte.
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